“Die Konditionsbewertung ist entscheidend für eine gute Fütterung”

Im Bereich Produktionsunterstützung für Kunden spielen die Tierernährer von PIC eine entscheidende Rolle. Dr. Jordi Camp Montoro, mit Sitz in Spanien, betreut den europäischen Markt. Sein Credo: Eine optimale Fütterung ist der Schlüssel zu den besten Ergebnissen mit der PIC-Genetik. Sein Haupttipp: besondere Aufmerksamkeit für Jungsauen.

Dr. Jordi Camp Montoro arbeitet seit 2022 bei PIC als Tierernährer für Kunden in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEAR). Er hat Veterinärmedizin an der Autonomen Universität Barcelona studiert und einen Doktortitel in Schweineernährung erworben. Camp forschte unter anderem am Schothorst Feed Research in Lelystad. Er ist Teil des globalen Fütterungsteams von PIC, das aus rund zehn Experten besteht.

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

“Als Team bieten wir produktionstechnische Unterstützung im Bereich Fütterung für unsere Kunden, einschließlich Partner, Futtermittelhersteller und Integratoren. Wir führen auch Forschungsarbeiten durch, um die Fütterungsempfehlungen für verschiedene Linien kontinuierlich zu verbessern. Seit 2016 haben wir mehr als 120 Studien mit insgesamt 150.000 Schweinen durchgeführt, oft in Zusammenarbeit mit Futtermittelherstellern, Universitäten und Kunden. Einige dieser Studien wurden in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht oder auf wissenschaftlichen Konferenzen präsentiert. Darüber hinaus entwickeln wir die PIC-Fütterungsempfehlungen und bieten unseren Kunden Werkzeuge zur Optimierung von Fütterungsprogrammen für unsere Genetik an. Diese werden regelmäßig basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen, regionalen Unterschieden und Marktpreisen aktualisiert.”

Die Schweinehaltung variiert in Europa stark in Bezug auf Haltungs- und Fütterungssysteme. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?

“Wir müssen uns diesen Unterschieden anpassen. Unser Ansatz ist stets auf die spezifischen Gegebenheiten abgestimmt. So arbeiten wir zum Beispiel in Deutschland vor allem mit den Ernährungswissenschaftlern der Mischfutterhersteller zusammen, während in Spanien vor allem Integratoren eine größere Rolle spielen. Zudem müssen wir unterschiedliche gesetzliche Vorgaben und Anforderungen berücksichtigen, wie z. B. das EU-weite Verbot von Zinkoxid. Deshalb passen wir unsere Dienstleistungen immer individuell an die Kundenbedürfnisse an.”

Welche Themen stehen derzeit im Fokus Ihrer Arbeit?

“Weltweit, aber besonders in Europa, sehen wir eine steigende Nachfrage nach robusten Sauen mit einer langen Lebensdauer. Dies ist sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von großer Bedeutung. Unsere Empfehlungen sind darauf ausgerichtet. Es beginnt mit einer guten Aufzucht der Jungsauen, deren Bedeutung manchmal unterschätzt wird.

Für eine optimale Fütterung von Jungsauen und Sauen ist die Konditionsbewertung unerlässlich. Dabei wird anhand eines standardisierten Verfahrens sichergestellt, dass die Tiere weder zu dünn noch zu fett sind. Ein sehr hilfreiches Werkzeug ist der Caliper, ein einfaches Messinstrument, mit dem unsere Kunden die Körperkondition ihrer Tiere objektiv und schnell bestimmen können.

Wir arbeiten auch an höheren Geburtsgewichten und einer besseren Ferkelüberlebensrate. Dies erfordert eine hohe Milchleistung, die wiederum eine hohe Futteraufnahme der Sauen mit der richtigen Futterzusammensetzung erfordert. Eine maximale Futteraufnahme verhindert außerdem übermäßigen Gewichts- und Konditionsverlust, was sich positiv auf die nachfolgenden Würfe auswirkt.”

Die CO2-Bilanz wird in Europa immer wichtiger. Welche Auswirkungen hat das auf Ihre Arbeit?

“Eine effiziente Produktion ist immer vorteilhaft für eine nachhaltigere Schweinehaltung. Die Selektion auf hohe Wachstumsraten und Futtereffizienz hilft Landwirten, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Allerdings muss diese Selektion mit entsprechenden Anpassungen der Fütterung einhergehen, um den Nährstoffbedarf der Schweine zu decken. Andernfalls können negative Auswirkungen auf das Tierverhalten auftreten, insbesondere in frühen Produktionsphasen, wenn die Tiere ein hohes Wachstumspotenzial haben.”

Was können Schweinehalter noch verbessern?

“Das Gewicht der Jungsauen bei der ersten Besamung bleibt ein wichtiger Schwerpunkt. Schwerere Jungsauen (>160 kg) neigen dazu, große Sauen zu werden, was sich auf die Fütterungsstrategie auswirkt. Ebenso ist es wichtig, regelmäßig die Körperkondition zu bewerten, um die Fütterungsstrategie anzupassen. Generell erhalten Sauen häufiger zu viel als zu wenig Futter.

Während der ersten Laktation ist es entscheidend, eine ausreichend hohe Futteraufnahme zu erreichen, um den Verlust an Körperkondition zu minimieren. Dies wirkt sich auf die Qualität der folgenden Würfe aus und verbessert die Lebensdauer der Sau. Eine ideale Körperkondition rund um das Abferkeln und eine maximale Futteraufnahme in der Laktation sollten Priorität haben.

Bei Mastschweinen sehen wir, dass Landwirte das Wachstumspotenzial der Ferkel in der Aufzuchtphase nicht immer vollständig ausschöpfen. Das Wachstumspotenzial beschreibt die Fähigkeit eines Ferkels, Futter effizient in Körpermasse umzuwandeln. Junge Ferkel sind hier besonders effizient.”

Haben Sie weitere Tipps für Schweinehalter?

“Wir haben eine große Menge an Informationen zur Optimierung der Produktion zur Verfügung. Ein Großteil davon ist in den Handbüchern zu unserer PIC-Genetik enthalten. Diese werden jedoch nicht immer vollständig genutzt, oder Landwirte wissen nicht, dass es sie gibt. Als Ernährungswissenschaftler stehen wir unseren Kunden jederzeit zur Verfügung, um ihnen zu helfen, ihre Wirtschaftlichkeit zu verbessern.”