Zuchtunternehmen kommt eine wichtige Rolle in der Schweineproduktion zu, stehen sie doch am Anfang einer langen Wertschöpfungskette. Wir sind uns dieser Rolle stets bewusst und laufend bestrebt, die Leistungen unserer Schweine weiter zu verbessern. Wir selektieren auf Merkmale, die für unsere Kunden relevant sind und die Anforderungen des Marktes erfüllen. Dabei betrachten wir vier Merkmalskomplexe: Produktivität der Sauenherde, Effizienz und Wuchs, Robustheit sowie Schlachtkörperwert. Es spielen sowohl die Faktoren für den ökonomischen Erfolg eine wichtige Rolle als auch Merkmale mit gesellschaftlicher/sozialer Relevanz.
Die Verbesserung der Effizienz in der Mast ist hier ein hervorragendes Beispiel, das Zusammenwirken von ökonomisch entscheidenden und gesellschaftlich relevanten Merkmalen zu betrachten. Genomische Selektion und umfangreiche Datenerfassung in der Praxis (GNXbred-Programm, mehr dazu im Kasten) beschleunigen den Zuchtfortschritt deutlich. Merkmale, die im Nukleus schwer bis gar nicht zu erfassen sind, Stichwort Verluste, erfahren deutliche Verbesserungen. PIC konnte in den vergangenen zehn Jahren die Überlebensrate vom Absetzen bis zum Mastende jährlich um durchschnittlich rund 0,3 %-Punkte verbessen. In den vergangenen fünf Jahren war es im Schnitt fast ein halber Prozentpunkt – jedes Jahr, siehe Abbildung 1 (Genetischer Trend: Überlebensrate Absetzen bis Mastende). Weniger Verluste bedeuten weniger Futterverbrauch und mehr Tierwohl.
Schnelleres Wachstum und bessere Futtereffizienz leisten einen weiteren Beitrag zu Ökonomie und Ökologie. Die genetischen Trends zeigen auch hier seit Jahren in die positive Richtung, siehe Abbildungen 2 (Nettolebenstagszunahme) und 3 (Futterverwertung).
Ein Mastschwein erreicht das angestrebte Schlachtgewicht heute durchschnittlich 18 Tage früher als noch vor 10 Jahren.
Gleichzeitig nahm auch der Fleischanteil zu, siehe hierzu Abbildung 4, die die genetischen Trends für Rückenspeck und Muskeldicke zeigt.
Das genetische Potential in der Praxis ausschöpfen
Das genetische Potential hat jedoch nur dann einen Wert, wenn es auf den Betrieben auch realisiert wird. Dafür ist es wichtig die Anforderungen der Tiere zu kennen und das Management daran anzupassen, um kein Potential zu verschenken. Was bedeutet dies nun für die Praxis?
Nehmen wir als Beispiel die Wachstumskurven von Nachkommen des PIC408 (Abb. 5). Vor 16 Jahren (2007) erreichten diese Tiere ihren maximalen Magerfleischansatz mit ca. 77 kg Lebendgewicht. Mit anderen Worten, bis 77 kg Körpergewicht konnten diese Tiere ad libitum gefüttert werden, ohne dass sie verfetteten. Bis zum Jahr 2016 verschob sich dieser Zeitpunkt des maximalen Proteinansatzes um ca. 11 kg auf dann 88 kg Lebendgewicht und weitere sieben Jahre später endet diese sogenannte proteinabhängige Phase erst bei 100 kg Lebendgewicht. Heißt für die Praxis, ad libitum Fütterung ist quasi bis zum Mastende möglich – und sinnvoll, um das genetische Wachstumspotential auszunutzen.
Kontrollieren Sie die Energiezufuhr, wie früher empfohlen, bereits ab 85 kg, werden Sie Zunahmen im mittleren Bereich bei sehr hohen Magerfleischanteilen erhalten. Bei einer ad libitum Fütterung bis (fast) zum Mastende erreichen Sie
höhere Zunahmen,
eine verbesserte Futtereffizienz und
eine Verkürzung der Mastdauer
bei ausreichendem Magerfleischanteil.
Eine verbesserte Effizienz geht durch den optimierten Einsatz von Produktionsmitteln mit einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit einher. Gleichzeitig werden Ressourcen wie Flächen, Wasser, Energie geschont.